Tipps für deinen Interviewleitfaden
in 5 Schritten erklärt
Wir helfen dir zum perfekten Interviewleitfaden
Ob im Fernsehen, im Radio oder in der Zeitung, Interviews sind Teil des Alltags. Dass ein gutes Interview dabei nicht aus einer bloßen Aneinanderreihung von Fragen und Antworten besteht, versteht sich von selbst.
Doch damit am Ende ein qualitatives Interview herauskommt, bedarf es einer konkreten Interviewvorbereitung. Die Entwicklung eines Interviewleitfadens, der kurz und knapp festhält, wie das Interview durchgeführt werden soll, gehört zum A und O.
Wie in nur fünf Schritten ein perfekter Experteninterview Leitfaden erstellt werden kann, erklärt der folgende Artikel.
Schritt 1: Auswahl der Interviewform
Interview ist nicht gleich Interview. Genauer gesagt werden drei Interviewformen unterschieden:
- Da ist zum einen das strukturierte Interview zu nennen, das streng einen Fragenkatalog abhandelt. Die Nachteile liegen dabei auf der Hand, nämlich, dass das Interview schnell steif wirkt und kein wirklicher Dialog zwischen Fragesteller und Befragten zustande kommt. Ein Pluspunkt des strukturierten Interviews ist hingegen, dass wirklich alle erforderlichen Informationen eingeholt werden.
- Dem strukturierten Interview steht das unstrukturierte Interview gegenüber. Hier hat der Befragte die Möglichkeit, frei zu erzählen und zu berichten. Außer einer anfänglichen Erzählaufforderung ist diese Art des Interviews frei von Fragestellungen und Vorgaben. Der Fragesteller plant lediglich die Themen im Voraus. Der große Nachteil ist hierbei jedoch, dass diese Interviewform keinem roten Faden folgt. Andererseits entwickelt sich durch das unstrukturierte Interview schnell ein lockerer Dialog zwischen Fragesteller und Befragten.
- Eine Mischform aus den beiden zuvor genannten Interviewarten stellt das semistrukturierte Interview dar. Zwar erstellt der Fragesteller im Leitfadeninterview eine Art Fragenkatalog, kommt darauf aber im Verlauf des Interviews flexibel zurück. Der große Vorteil hierbei ist, dass der Fragesteller auf die Antworten des Befragten reagieren und Rückfragen stellen kann.
Schritt 2: Interviewfragen sammeln
Vor der Erstellung eines Experteninterviews Leitfadens sollte sich der Fragesteller vorab vergegenwärtigen, dass es zwei Arten von Fragen gibt: eine offene und geschlossene Fragestellung.
Offene Fragen haben dabei den Vorteil, dass sie dem Interviewpartner Freiraum lassen und der Fragesteller dadurch mehr Informationen erhält. Nachteilig wirken sich offene Fragen hingegen dann aus, wenn der Befragte zu weit ausholt und nicht genug Zeit für weitere Fragen bleibt.
Geschlossene Fragen haben hingegen nur beschränkte Antwortmöglichkeiten wie Ja oder Nein. Vorteilhaft ist hierbei, dass spezifische Antworten gegeben werden können, doch sind die Antwortmöglichkeiten gleichzeitig auch sehr beschränkt. Der Befragte kann bei zu vielen geschlossenen Fragen frustriert sein, da keiner der Antwortmöglichkeiten ihn zufriedenstellt.
Dieses Wissen um offene und geschlossene Fragen sollte bei der Erstellung von Interviewfragen zugrunde gelegt werden. Cornelia Helfferich empfiehlt dann bei der konkreten Ausarbeitung guter Interviewfragen das SPSS-Prinzip:
- Sammeln: Zu Beginn sollten so viele Fragen wie möglich gesammelt werden.
- Prüfen: Die Fragen sollte anschließend auf ihre Qualität geprüft werden. Handelt es sich zum Beispiel um Fragen, die nicht im Interviewkontext stehen, die Scham oder Schuldgefühle auslösen oder Entweder-oder-Fragen sind? Dann sollten diese nicht in den Interviewleitfaden aufgenommen werden.
- Sortieren: Anschließend sollten die verbleibenden Fragen nach gemeinsamen Oberthemen sortiert werden.
- Subsumieren: Zum Schluss sollten diese Oberthemen zu großen Frageblöcken oder Erzählimpulsen subsumiert werden.
Inwiefern sich dabei die Einstiegs-, von der Schlussfrage und den Fragen im Hauptteil unterscheiden sollte, erklären die Schritte 3 bis 5.
Schritt 3: Einstiegsfrage entwickeln
Da die Einstiegsfrage zur Auflockerung des Gesprächs dienen und möglichst bereits eine Verbindung zum Interviewhaupptteil schaffen sollte, eignet sich eine geschlossene Frage dazu kaum.
Als Einstiegsfrage für ein problemzentriertes Interview würden sich demnach offene Fragen besser anbieten, da sie den Erzählfluss des Befragten anregen. Das wären zum Beispiel:
- Erzählen Sie doch mal- Fragen: Sie laden den Befragten nicht nur zum Erzählen ein, sondern können auch an seine Biografie anknüpfen, indem zum Beispiel explizit nach den täglichen Aufgaben des Befragten gefragt wird.
- Typische W-Fragen wie Was?, Wie?, Wann?, Wofür?, Wodurch?, Wozu? und Wer? gehören ebenfalls zu den offenen Fragen, die den Befragten zum Erzählen auffordern. Als Einstiegsfrage eignet sich da zum Beispiel die Frage, wie lange sich der Befragte bereits mit dem Thema beschäftigt hat.
Schritt 4: Schlüsselfragen für den Hauptteil entwickeln
Im Hauptteil des Interviewleitfadens sollten die sogenannten Schlüsselfragen festgehalten werden. Diese können sowohl aus offenen und geschlossenen Fragen bestehen und auch eventuelle Rückfragen an den Befragten sein.
Hinsichtlich der Schlüsselfragen gilt es Folgendes zu beachten:
- Einfache Fragen stellen: Qualitative Interviews zeichnen sich dadurch aus, dass der Befragte nicht erst lange über die Frage nachdenken muss, sondern sie möglichst sofort und ausführlich beantwortet. Ist eine Frage zu kompliziert, wird der Befragte nicht nur Rückfragen stellen, sondern wahrscheinlich auch kurz antworten. Hypothetische Fragen, wie: Was wäre, wenn … öffnen dahingegen den Erzählhorizont und fordern den Befragten dazu auf, Prognosen zu generieren.
- Einem roten Faden folgen: Bei der Erstellung des Interviewleitfadens sollte darauf geachtet werden, dass die Fragen systematisch gestellt werden. Dazu sollte man sich überlegen, was mögliche Antworten auf die erste Frage sein könnten und welche Fragen sich dann logisch daran anschließen lassen. Die Einhaltung des roten Fadens macht es auch erforderlich, den Leitfaden lediglich als ein Konzept zu begreifen und nötigenfalls davon auch abzuweichen.
Schritt 5: Auf das Ende des Interviews vorbereiten
Die vorletzte Frage sollte den Befragten auf das Ende des Interviews vorbereiten. Das gelingt zum Beispiel mit der Aussage: Wir kommen jetzt zur letzten Frage. Mit der letzten Frage sollte der Befragte dann die Möglichkeit bekommen, wichtige Aspekte zu ergänzen oder nochmal aufzugreifen.
Der Fragesteller kann den Befragten dazu direkt auffordern, zum Beispiel mit der Frage: Wir sind jetzt am Ende des Interviews angelangt. Gibt es noch etwas, was Sie ergänzen oder loswerden möchten? Alternativ dazu könnte der Fragesteller das Interview auch nochmal kurz zusammenfassen und sich anschließend für das Gespräch bedanken.
Das perfekte Leitfadeninterview
– Ein Fazit
Leider ist ein gelungener Interviewleitfaden noch kein Garant für ein qualitatives Interview. Um jedoch die Chancen auf ein gelungenes Interview zu erhöhen, sollte auch das Interview vorher in einem Pre-Test geübt werden.
Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel herausfinden, ob die Fragen funktionieren oder die Reihenfolge stimmig ist. Auch die Dauer des Interviews lässt sich so besser abschätzen. Gegebenenfalls kann der Interviewleitfaden dann noch gekürzt werden oder aber der Interviewpartner um ein längeres Gespräch gebeten werden.
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